Die Autoren dieser Lerntipps empfehlen:
Unterstützen Sie Ihr Kind mit Lernpostern!
Hausaufgaben sind Hausfriedensbruch ;-)
Eine gestresste Mutter einer Tochter (13 Jahre) beschrieb in einem Blogbeitrag folgendes Szenario, das vielleicht typisch für das Verhältnis von Eltern zu pubertierenden Jugendlichen ist:
Gestern Nachmittag habe ich wieder einmal die Krise gekriegt. Töchterchen kam mit der Franze-Arbeit zurück. Sie hat doch so gut gelernt - behauptete sie, die Vokabeln konnte sie auch, mehr habe ich nicht abgefragt, weil sie so glaubwürdig war. Das Ergebnis eine dicke 5. Sogar mit Kommentar der Lehrerin, ich solle sie doch bitte einmal anrufen. Wozu ich natürlich überhaupt keine Lust habe, schließlich müsste ich mich dann noch mehr über die Lernfaulheit des Pubertiers aufregen. Das habe ich dann als Gegenkommentar drunter geschrieben.
An Lerntechnik mangelt es ja nicht, die Ergo hat Null gebracht, schließlich hilft die gegen Faulheit nicht. Und sie ist wirklich einfach nur zu faul zum lernen. Am Sonntag sollte sie schon mal anfangen für Mathe zu lernen. "Ich bin fertig, kann alles, ich habe mir alles durchgelesen!" Aaaaaaaaaaarggggh! Durchgelesen - für Mathe - ja nee, is klar!
Gibt es jemanden, der sich darauf spezialisiert hat, solchen Teenies einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen? Elterliche "Tritte" funktionieren nämlich nicht. Alles was Mamas sagen, ist eh doof und stimmt nicht, ich bin ja schon soooo alt und schon soooo lange aus der Schule raus. Daher muss man auch nicht auf Mamas hören!!! Das scheint in einem gewissen Teenager-Alter ein Gesetz zu sein.
Eine spanische Untersuchung hat den Nutzen von Hausaufgaben bei tausenden Schülern im Alter von durchschnittlich 14 Jahren untersucht, wobei diese zwischen ein und zwei Stunden täglich an ihren Hausaufgaben saßen, vor allem in Mathematik und den Naturwissenschaften. Es zeigte sich dabei, wer regelmäßig und vor allem selbstständig, also ohne Hilfe von Eltern oder anderen Schülern seine Hausaufgaben machte, der erzielte deutlich mehr Punkte in einem standardisierten Wissenstest zu Mathematik und den Naturwissenschaften, und zwar auch dann, wenn dabei der frühere Wissensstand berücksichtigt wurde. Mehr als eine Stunde Hausaufgaben waren jedoch eher kontraproduktiv, sodass nicht die Menge an Hausaufgaben von Bedeutung ist, sondern die Regelmäßigkeit und selbstständiges und selbstreguliertes Lernen. Am wichtigsten war das Alleinsein beim Lernen, beim Fehler entdecken und Umgehen mit Frustration oder fehlender Motivation. Es geht bei Hausübungen also nicht so sehr darum, das Wissen zu üben und anzuwenden, sondern vor allem darum, sich in Selbstdisziplin zu üben. Eltern sollten daher - nicht nur in diesem Alter - eher Anstöße geben und gemeinsam mit dem Kind überlegen, wie eine Aufgabe gelöst werden kann. Wenn ein Kind gezielt nach Hilfe bei den Hausaufgaben fragt, sollten man zunächst nicht - sofern man überhaupt eine Lösung weiß - sofort einen Rat geben, sondern zunächst die Fragestellung gemeinsam durchzusprechen. Oft reicht ein solches Gespräch, damit das Kind selbständig den Lösungsweg erkennt. Eltern sollten auch nie eine ganze Übungsaufgabe vollständig lösen, sondern nach einem Anstoß das Kind alleine weitermachen lassen, es immer wieder loben und ermuntern, es alleine zu versuchen.
Falls es trotzdem Probleme bei einer Aufgabe gibt,
Das einfache Prinzip lautet:
"Hilf mir es selbst zu tun und lobe mich ausgiebig dafür!"
Spenden Sie ein "sachzentriertes, informatives Lob", z.B.: "Du hast in deinem Bild die Blume sehr genau gezeichnet." Ungeeigneter sind Lob-Formen wie "Das hast du gut gemacht" oder "Ich freue mich über dein Bild".
Oder schaffen Sie eine
Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt,
sondern ein Feuer, das entzündet werden will.
Francois Rabelais
Hängen Sie in der Wohnung an einer häufig frequentierten Stelle ein „Vokabelposter“ auf, das Ihr Kind fremdsprachige Ausdrücke fast nebenbei erlernen lässt, wenn es ständig sichtbar ist! Diese preiswerte Lernhilfe ist sowohl in Englisch, Französisch und Spanischverfügbar: Auch für Eltern geeignet, die ihren Kindern bei Hausaufgaben helfen wollen: Hängen Sie sich das Plakat gut sichtbar neben Ihren Schreibtisch oder Ihre Bürotür. Jedes Mal, wenn Sie daran vorbeigehen, schauen Sie sich mindestens eine Vokabel an. Das kostet viel weniger Überwindung, als sich zum Lernen an den Schreibtisch zu setzten. Durch die häufige Wiederholung prägen Sie sich die Vokabeln fast von alleine ein.Der Hintergrund des Englisch-Posters ist mit Sehenswürdigkeiten aus London, das Französisch-Poster mit solchen aus Paris gestaltet. Vielleicht wetteifern Sie ja mit Ihren Kindern, wer schneller eine Kategorie beherrscht ...
Zum Vergrößern auf das unten stehende Bild klicken:
In einem Newsletter fanden sich einige weitere Tipps für Eltern:
Speziell zur Förderung der Konzentration bei Schularbeiten können Eltern
Vielleicht hilft auch ein Hausaufgabenvertrag, was sich zukünftig bei den Hausaufgaben ändern soll. Die einzelnen Punkte werden schriftlich festgehalten und der Vertrag von Eltern und Kind unterschrieben. Nach einer Woche setzt man sich zusammen und redet darüber, ob sich der Vertrag bewährt hat oder nicht. Haben sich beide Seiten an die Verabredungen gehalten, so gibt es eine dicke Belohnung.
Auch sollte man gemeinsam realistische Lernziele setzen, denn diese sind spezifisch, herausfordernd und zeitlich nahe liegend. So ist das unspezifische Ziel, sein Bestes zu geben, weit weniger wirkungsvoll als das konkrete Ziel, im nächsten Diktat null Fehler zu schaffen. Zeitlich überschaubare Räume umfassen in der Regel nicht mehr als einige wenige Tage. Lernziele, die sich über das gesamte Schuljahr oder einige Monate erstrecken, haben nahezu keinerlei Erfolgschancen.
Schulpsychologen raten, dass das Thema Hausaufgaben in einer Familie nicht zum Dauerbrenner werden sollte. Wenn die Eltern-Kind-Beziehung dauerhaft belastet wird, dann sollte man die Probleme mit Hilfe Außenstehender lösen- etwa können ältere SchülerInnen oder NachhilfelehrerInnen bei der Erledigung der Hausaufgaben helfen und die Ergebnisse kontrollieren.
Wenn zuhause über die Schule gesprochen wird, sollten nicht nur Noten oder Klassenarbeiten thematisiert werden; Lerninhalte wie Lernmethoden können für Gesprächsstoff sorgen und Schüler wie Eltern gemeinsam interessieren.
Siehe dazu auch die Untersuchung "Das Hausaufgabenverhalten und die Hausaufgabenmotivation von Schülern – und was ihre Eltern darüber wissen"
Je nach dem Alter der Kinder kann es auch nützlich sein, die Kinder bzw. Jugendlichen zu einer Hausaufgabengruppe zu ermutigen. Häufig besteht das Lernproblem nämlich darin, dass Schüler im Unterricht nicht "mitkommen", d.h., sie verstehen nicht, was der Lehrer "von ihnen will". Sie verstehen z.B. einen an die Tafel geschriebenen Lösungsweg in Mathematik nicht, und haben Probleme, nachzufragen, aus welchem Grunde auch immer, oder ihre Frage dazu wird vom Lehrer nicht verstanden oder ungeduldig zurückgewiesen. Manchmal wissen sie nicht, wie sie überhaupt fragen sollen, denn sie verstehen auch ihr Verständnisproblem nicht. Hier half schon immer die gute Praxis, sich an seine Mitschüler zu wenden, was leider meist im Unterricht verboten ist. Warum eigentlich? Es könnte so viel helfen! Mitschüler verstehen die Verständnisprobleme ihrer KollegInnen nämlich besser als LehrerInnen, die schon alle Verständnisprobleme weit hinter sich gelassen haben, und SchülerInnen können häufig auch verständlicher erklären.
Für solche eine Gruppe ist es wichtig, dass die Lernenden möglichst keine zu großen Leistungsunterschiede aufweisen. Gemeinsames Lernen kann sicherlich Spaß machen, allerdings sollten die eltern noch ab und zu überprüfen, ob die SchülerInnen tatsächlich arbeiten und sich konzentrieren. Ein gewisses Ausmaß an Hausaufgabenfernem sollte natürlich immer drin sein. Auch sollte eine solche Gruppe nicht mehr als eine Stunde täglich für die Aufgaben benötigen. Falls sich die Gruppe bewährt und gut miteinander kann, ist es vielleicht auch möglich, dass die Kinder an anderen Tagen von einer anderen Familie beaufsichtigt werden.
Einige Grundlagen und Voraussetzungen zum Lernen in Gruppen findet sich in den Arbeitsblättern: Lernen in Gruppe.
Manche Hausaufgaben können tatsächlich auch langweilig und eintönig sein, besonders dann, wenn die allgemeine Tagesstimmung einmal nicht so gut ist. Fast alle Kinder durchleben Phasen, in denen sie keine wirkliche Lust auf Hausaufgaben haben. Eltern sollten daher zunächst einmal verständnisvoll reagieren, wenn ein Kind über seine Hausaufgaben klagt. Sie sollten dem Kind sagen, dass jeder Mensch - auch die Eltern selber - ab und zu lustlos ist und dass es ganz besonders lobenswert ist, eine solche Phase zu überwinden und trotzdem weiter zu arbeiten. Eltern sollten das an einem Beispiel aus dem eigenen Alltag illustrieren. Kinder lieben Rituale, d.h., eine fixe Uhrzeit, ein bestimmter Arbeitsplatz, Tee und Kekse zur Belohnung oder eine Duftkerze können dem Kind Ruhe und Sicherheit vermitteln und den Arbeitsstart erleichtern. Auch eine leichte Entspannungsübung, zum Beispiel die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen macht locker und baut Stress ab. Eltern sollten ihr Kind nicht alleine lassen und während der Hausaufgaben in der Nähe bleiben. Aufmunternde Worte, ein lobender Blick über die Schulter und viel Anerkennung für das Durchhaltevermögen wirken leistungsfördernd. Wenn ein Kind regelmäßig mit den Hausaufgaben kämpft, liegen die Ursachen oft tiefer. Wenn ein Kind seine Hausaufgaben nur unter Druck macht, nachmittags gereizt ist und ein wachsendes Vermeidungsverhalten zeigt, ist ein Gespräch mit den betreffenden LehrerInnen notwendig.
Psychologen der Universität von Pennsylvania raten Eltern, wenn sich ein Kind gegen Hausaufgaben oder auch andere unangenehme Aufgaben sträubt, es einfach in ein Superhelden-Kostüm zu stecken. Hinter diesem Batman-Effekt steckt ein psychologisches Phänomen, dass Superheldenumhang und -maske den Kindern erleichtern, sich von sich selbst zu distanzieren und in eine fremde Rolle zu schlüpfen, in der sie einfach versuchen, so wie Batman die Aufgabe zu erledigen. Möglicherweise funktioniert der „Batman-Effekt“ auch bei Erwachsenen ;-)
Eine Untersuchung (TU Dresden) kam zu dem Ergebnis, dass Hausaufgaben keinen nachweisbaren Einfluss auf die Schulnoten haben. Eine Umfrage unter Lehrern ergab die Einschätzung, dass bei drei Vierteln der Schüler Hausaufgaben keinen Sinn haben, denn gute Schüler werden durch Hausaufgaben nicht noch besser, und schlechte Schüler hingegen werden den Unterrichtsstoff, den sie in der Schule schon nicht verstanden haben, auch zu Hause nicht verstehen. Man sollte daher bessere Strategien zum Wissenserwerb im Unterricht zu vermitteln, etwa pädagogisch begleitete Übungs- und Förderangebote im Rahmen der Ganztagsschule. Bei diesem Ergebnis handelt es sich lediglich um eine "Einschätzung" von LehrerInnen und SchülerInnen, nicht um mit Erfolgskontrollen belegte Fakten.
Jeder Lehrer weiß aber sehr gut aus seiner beruflichen Praxis, dass richtig gestellte Hausaufgaben
bei SchülerInnen durchaus positive Wirkungen erzielen, denn durch
Wiederholen wird das Gelernte gefestigt, eine persönliche Beschäftigung
mit einem Stoff führt zu einer vertieften Aneignung, wobei im
Eigenstudium imer dazugelernt wird. Jedoch muss man das Eigenstudium lernen,
um sich später an der Universität oder im Beruf in einem bestimmten
Gebiet sachkundig machen zu können. Einen Lehrstoff in Ruhe und im
eigenen Tempo noch einmal nachzuvollziehen, zu vertiefen oder seine
Anwendung zu erproben, ist daher allemal eine wichtige Ergänzung zum Unterricht.
Voraussetzung ist jedoch, dass Hausaufgaben vom Lehrer durchdacht
gestellt werden. Das sollten Eltern von Zeit zu Zeit überprüfen und den
LehrerInnen ein eindeutiges Feedback geben, was auf Elternabenden oder
im direkten Gespräch mit dem Lehrer möglich sein muss.
Eltern sollten daher auch die LehrerInnen kontrollieren, in dem sie
über einen bestimmten Zeitraum darüber Aufzeichnungen führen, welche
Aufgaben aufgegeben wurden.
Zu diesem Thema siehe den Tipp Probleme mit dem Lehrer?
Siehe auch die Untersuchung Familiäre Bedingungen von Schülerleistungen
Literaturtipps:
Literatur
Stangl, W. (2012, 19. Juli). Elterntrick: Wie man seine Kinder dazu bringen kann, ihre Hausaufgaben noch heute zu machen.
https://lerntipps.lerntipp.at/elterntrick-wie-man-seine-kinder-dazu-bringt-heute-die-hausaufgaben-zu-machen
Wagner, P., Spiel, C. & Tranker, M. (2003). Wer nimmt Nachhilfe in Anspruch? Eine Analyse in Hauptschule und Gymnasium. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 17, 233-243.
https://praxistipps.focus.de/sind-hausaufgaben-sinnvoll-oder-veraltet-das-steckt-dahinter_147645 (22-06-29)
http://gerlindehaslinger.typepad.com/gerlindes_lernstudio/2006/05/soll_ich_meinem.html#more (06-12-12)
http://www.nachhilfe.de/immer_hausaufgaben.html (06-12-12)
http://www.wdr.de/radio/schulportal2007/ratgeber/archiv/hausaufgaben_tipps/ (08-01-011)
http://www.kinder.de/Hausaufgaben_und_Schularbeiten.1604.0.html (08-04-04)
http://www.sailer-verlag.de/newsletterartikel/der-tagliche-kampf-mit-den-hausaufgaben.html (08-10-23)
http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/verflixte_hausaufgaben_1.820032.html (08-09-06)
http://lisarosa.twoday.net/topics/Lernen/ (09-03-15)
http://danis-allerlei.blogspot.com/2010/02/ruhige-zeiten.html (10-02-25)
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