Regeln für die virtuelle Gruppenarbeit
Die Vorteile der Gruppenarbeit liegen aber nicht nur im sozialen oder emotionalen Bereich: Gruppen erzielen häufig (aber nicht immer!) qualitativ bessere Ergebnisse als Einzelpersonen, insbesondere wenn synthetisches Denken gefordert ist und jeder aus einem Spezialbereich beitragen kann. Bei komplexen Problemen oder schwierigen Fragestellungen können so verschiedene Aspekte mehrperspektivisch hinzugesteuert und eingehend diskutiert werden. Verstehen sich die Mitglieder und herrscht eine angstfreie Atmosphäre, kann auch die assoziative Kreativität der einzelnen Mitglieder erhöht sein. Ob Brainstorming (in der Gruppe) qualitativ bessere Ergebnisse zeitigt als Einzelleistungen, wird mittlerweile bezweifelt. Vieles hängt von der Zusammensetzung der Gruppe und deren Dynamik ab. So werden etwa Fehler oder Widersprüche in einer engagiert-verantwortlichen und dennoch kritischen Gruppe wahrscheinlich schneller entdeckt als bei der Einzelarbeit.Es hat sich bewährt, den Studierenden Gruppenregeln vorzugeben bzw. diese mit ihnen zu vereinbaren. Die Gruppenregeln sollten sich auf folgende Situationen beziehen:
- eine angenehme Atmosphäre der Zusammenarbeit ist anzustreben (z. B. respektvoller Umgang miteinander, sich an gemeinsame Vorgaben und Regeln halten etc.).
- die Zusammenarbeit sollte ausgewogen sein (alle Teammitglieder beteiligen sich gleichberechtigt, geben von Menge und Anspruch her vergleichbare Beiträge ab etc.).
- eine inhaltlich möglichst anspruchsvolle Zusammenarbeit sollte angestrebt werden (jede/r fühlt sich für in der Gruppe produzierte Inhalte verantwortlich, jede/r bringt seine/ihre individuelle Expertise in die Gruppe ein etc.).
Aufgabenstellungen für virtuelle Gruppen
Bei der Entwicklung der Aufgaben empfiehlt es sich, darauf zu achten, dass diese für Gruppenarbeit geeignet sind. Solche Lernaufgaben regen zur Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand an, erfordern Kooperation und können mit den jeweils verfügbaren Kommunikationsmedien bearbeitet werden. Aufgabenstellungen weisen instruktionale sowie auf Wissenskonstruktion abzielende Komponenten auf.
Auf kooperative Wissenskonstruktion ausgerichtete Aufgabenstellungen sind zumeist komplex, projektartig und problemorientiert, haben einen starken Anwendungsbezug und erfordern von den Beteiligten, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen.
Für gruppenorientierte Lehr- / Lernszenarien haben sich eigene Formate von Aufgabenstellungen entwickelt:
- kooperative themenbezogene Recherche bzw. Informationssuche im Internet mit anschließender Präsentation und Diskussion der Ergebnisse;
- elektronische mentorielle Betreuung, bei der ein/e ExpertIn Studierende bei verschiedenen Aufgaben betreut;
- paralleles Problemlösen, bei dem Gruppen zunächst unabhängig voneinander an der Lösung eines Problems arbeiten und anschließend ihre Lösungen und Ergebnisse austauschen und diskutieren;
- kooperativ-sukzessive Produktentwicklung, bei der ein Projekt in Teilprojekte aufgegliedert wird, die von einzelnen Gruppen erarbeitet und anschließend integriert werden;
- elektronische Exkursionen, bei denen die Lernenden curricular wichtige Orte im Internet (Stadt, Landschaft, Grabungsstätte, politische/kulturelle Einrichtungen etc.) aufsuchen und mit BewohnerInnen dieser Orte z. B. per eMail kommunizieren.
Kick-off-Meeting & Teamevent
Um virtuellen Studentengruppen zu Beginn der Zusammenarbeit einen Anstoß zu geben, ist ein Kick-off-Meeting, zu dem die Teammitglieder an einem Ort zusammenkommen, äußerst förderlich und wird im Business-Bereich häufig eingesetzt. Die Gruppenmitglieder bekommen so die Chance, sich kennenzulernen und eine gemeinsame Arbeitsebene zu finden, wobei Ziele und Rollen sowie Regeln für den Umgang miteinander definiert werden können. Aufgrund der späteren räumlichen Distanz im Studienalltag ist ein solches Teamevent zum Kennenlernen und zur Vertrauensbildung für virtuelle Teams sehr wichtig, wobei Spaß, Kennenlernen und das gemeinsame Erlebnis bei der Lösung kleiner Aufgaben im Vordergrund stehen sollten. Ein gemeinsames Abendessen ist zwar auch ein guter Start, doch die Zeit kann mit ganz speziellen Teambuilding-Maßnahmen noch viel effizienter und gewinnbringender zur Vertrauensbildung verwendet werden. Sollte es auf Grund räumlicher Gegebenheiten nicht möglich sein, dass alle an einem Ort zusammenkommen, sollten man unbedingt ein moderiertes virtuelles Kick-off-Meeting in Betracht ziehen, das bei den heutigen medialen Möglichkeiten visuell begleitet werden kann.
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