Neben Konflikten und Problemen, die uns beschäftigen, steht das Studieren bei StudentInnen natürlich auch in Konkurrenz mit den angenehmen Dingen im Leben: Musik hören, schwimmen gehen, Zeitung lesen, Freunde treffen …, all diese Freuden des Lebens beanspruchen ebenfalls Zeit und Energie und stehen damit in einer natürlichen Konkurrenz zum Lernen.
All die Interessen und Aktivitäten gehören zum Leben und sind nicht Nebensache. Wenn wir als übergeordnetes Ziel eines jeden Menschen akzeptieren, glücklich zu sein, bekommen die eigenen Interessen und Hobbies gleich ein ganz anderes Gewicht gegenüber dem Lernen. Wer wird schon vom Lernen allein glücklich! Dies wissen wir im Grunde. Wenn wir aber so tun, als ob nur das Lernen wichtig wäre – und es ist schwierig, sich dem zu entziehen, da StudentInnen mindestens so an die 12 Jahre lang SchülerInnen waren und sich ein großer Teil des Selbstwertgefühls auf unserer Fähigkeit zu lernen bzw. eine gute SchülerIn gewesen zu sein, gründet – wenn wir also das Lernen allzu sehr in den Vordergrund schieben, werden diese anderen Bedürfnisse, leider oft unbewusst, erfolgreich das Lernen verhindern. Wenn man sich z. B. für einen Nachmittag vorgenommen hat zu lernen und nach vier Stunden feststellt, dass man alles mögliche gemacht hat, aber nicht gelernt, dann ist etwas faul an der Sache. Hier hilft nur, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und sich selbst mit den vermeintlichen Schwächen zu akzeptieren; das bedeutet, die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und unvoreingenommen betrachten! Es ist immer ein Alarmzeichen, wenn man nur wenig von dem, was man sich vorgenommen hat, realisiert hat. Darin zeigt sich, dass die Planung an der eigenen Realität vorbeiging.
Praktischer Tipp: StudentInnen sollten für ihr Studium eine Art Jobmentalität entwickeln, d .h., ihr Studium wie eine Berufstätigkeit zu organisieren, denn das hilft dabei, eine klare Trennung von Arbeits-, Alltags- und Freizeitphasen zu finden!
Warum sollten StudentInnen Zeitmanagement betreiben?
StudentInnen stehen bei ihrem "Job" vor der Herausforderung, das eigentliche Studium, die Führung eines Haushalts, soziale Aktivitäten und oft auch Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, d. h., die Zeit ist dabei ein kostbares Gut, das man nicht verschwenden sollte. Zeit ist dringend notwendig, um das oft immense Lernpensum zu bewältigen, denn es reicht in der Regel nicht aus, bei den Vorlesungen und Seminaren anwesend zu sein, sondern diese müssen vor- und nachbereitet werden. Wer gewissenhaft studiert, sollte in die Vor- und Nachbereitung pro Veranstaltung zwischen einer und zwei Stunden investieren, was vor allem am Ende eines Semesters, wenn die Prüfungen und Tests bevorstehen, sich neben der Menge an Lernstoff kaum bewältigen lässt. Jede Studentin und jeder Student ist einmal in die Situation geraten, in der Woche vor den Prüfungen Nachtschichten einzulegen, um den Lernstoff irgendwie ins Gedächtnis zu bringen, wobei man sich für das nächste Semester vornimmt, alles anders zu machen - dann mangelt es nicht an guten Vorsätzen. Doch in der Praxis hält man das dann selten im neuen Semester durch, sondern verfällt man wieder in alte Muster und lernt erneut auf den letzten Augenblick kurz vor der Prüfungsphase, sodass ein Teufelskreis entsteht.
Andererseits: Mit der Möglichkeit, den Tagesablauf frei einteilen und planen zu können, fällt einem als Student ein Geschenk zu, von dem viele andere, die in feste Arbeitszeiten eingebunden sind, nur träumen können. Die akademische Freiheit verlangt ein großes Maß an Eigeninitiative und Selbstdisziplin. Diese Freiheit hat daher zwei Gesichter: Sie ermöglicht die freie Entscheidung darüber, wie man die Arbeitszeit platziert. Man kann also die Zeit nicht nur frei einteilen, sondern man muss es eben auch! Genau genommen kann man eigentlich kein Zeitmanagement betreiben, denn Zeit ist einmalig und kann nicht zurückgehalten, aufgespart oder ausgedehnt werden. Gezielter Einsatz und optimale Einteilung der vorhandenen Zeit sowie die Vermeidung unnötiger Zeitverluste sind daher sowohl im Studium als auch im Privatleben unabdingbar. Wichtig ist dabei, gleichzeitig tätigkeitsorientiert und zielorientiert vorzugehen, also sich zu fragen, ob man "die Dinge richtig tut" und dabei gleichzeitig im Auge zu behalten, "die richtigen Dinge zu tun".
Die häufigsten Mängel und Belastungen, mit denen StudentInnen in ihrem Arbeitsverhalten und ihrer Zeiteinteilung zu kämpfen haben, sind:
- Zeitverschwendung
Viele Studenten tun zuviel auf einmal, das was sie tun jedoch nicht lange und intensiv genug, um wirklich brauchbare Resultate zu erzielen. So erreichen sie im Grunde gar nichts und ihre Arbeitszeit wird verschwendet. - Anfangshemmungen
Die Entscheidung und damit verbundene Überwindung, nun endlich anzufangen, fällt vielen außerordentlich schwer. Sie lassen sich von jeder bietenden Möglichkeit ablenken oder verzetteln sich in überflüssigen und vorgeschobenen Tätigkeiten, die sie als Alibi benützen. - Schlechtes Gewissen
Dieses Alibi brauchen Sie, weil sie durchaus das Gefühl haben, eigentlich nicht genug zu leisten bzw. mehr leisten zu können. Dieses Gefühl peinigt sie konsequenterweise auch dann, wenn sie sich entspannen wollen und hindert sie dann zusätzlich auch noch an einer wirklich effektvollen Entspannung. So verpassen sie beides: Arbeit und Entspannung.
Vorweg: Viele Studierende fühlen sich durch dieses Planen in ihrem Freiraum eingeschränkt, sodass Planung nicht zur Fessel werden darf. Man sollte daher im Rahmen der Planungen insoweit flexibel bleiben, dass man das Arbeitspensum innerhalb des Gesamtplans frei einteilen kann. Schaffz man an einem Tag mehr als man sich vorgenommen hat, kann man sich auch einen weniger produktiven Tag leisten. Wichtig ist nur, dass Sie am Ende der Planungsperiode das Plansoll erfüllt haben sollte.
Wie betreibt man Zeitmanagement?
Es ist nicht zu wenig Zeit,
die wir haben, sondern es ist zuviel Zeit,
die wir nicht nutzen.
Seneca
Zeitmanagement bedeutet konkret systematisches und diszipliniertes Planen der eigenen Zeit, um auf diese Weise Zeit zu sparen, sodass mehr Zeit für die "wichtigen" Dinge in bleibt. Das Mehr an verfügbarer Zeit sollte aber meist nicht dazu führen, dass mehr Zeit für Arbeit freigemacht wird, vielmehr sollte Zeitmanagement mehr Zeit für Vorhaben schaffen, die einem selber als Person wichtig sind. Zeitmanagement sollte daher letzlich mehr Zeit für Erholung und Möglichkeiten, wieder neue Energie zu tanken, freimachen. Zeitmanagement hilft also nicht nur dabei, Zeit zu sparen, sondern auch, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, was letztlich insgesamt zu einem zufriedeneren Leben führt. Die Hauptursache für Lernschwierigkeiten
Wichtig ist, sich einen Überblick über die momentane Lebenssituation zu schaffen. Sehr hilfreich, um einen genauen Überblick zu bekommen, ist ein Zeitprotokoll anzulegen. Man fertigt daher eine Woche ein Zeitprotokoll an und notiert genau, wieviel Zeit man für welche Tätigkeiten verwenden, von der Zeit vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Dabei sollte möglichst eine Woche gewählt werden, die den Alltag repräsentiert.
Zum Download ein Protokollschema zum Zeitmanagement.
Das Ergebnis einer solchen Analyse am Beispiel eines Studenten zu Semesterbeginn:
Nachdem dieser erste Schritt getan ist und ein Überblick über die Aufgaben und das, was man erreichen will, gewonnen ist, kann mit der konkreten Zeitplanung begonnen werden. Planen spart viel Zeit und verbessert das Arbeitsergebnis. Die Zeit, die für das Planen benötigt wird, lohnt sich.
Am besten ist es, sich am Tag 5 bis 15 Minuten Zeit zu nehmen, um den aktuellen Tag zu planen, oder vor dem Schlafengehen den kommenden Tag. Auch eine komplette Wochenplanung ist hilfreich und hat den Vorteil, daß der Fokus mehr auf den langfristigen und strategischen Ergebnissen liegt. Doch es ist notwendig, den Wochenplan zu überprüfen und ihn flexibel umzugestalten, wenn es notwendig ist und Unvorgesehenes eintritt. Die Zeitplanung erfolgt grundsätzlich schriftlich. Die Planung beginnt mit den wichtigsten Aufgaben des Tages. Es ist hilfreich, auch die Voraussetzungen, die für das Erledigen der Aufgabe zu erfüllen sind, zu notieren.
Wie geht es nun weiter? Die Methode der allmählichen Präzisierung.
Die Schriftlichkeit bei der Selbstorganisation
Tania Konnerth & Ralf Senftleben nennen in ihrem Weblog sieben gute Gründe, das Zeitmanagement, das immer Selbstorganisation darstellt, in schriftlichter Form durchzuführen. Zwar kann man im Vorfeld nicht an alles denken, aber einige Fehler und Mehrarbeiten lassen sich durch gute schriftliche Planung doch verhindern.
- Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, etwas zu vergessen. Ihre Pläne werden zu Ihrem besten Gedächtnis und wenn Sie Ihre Pläne und Listen regelmäßig durchgehen, wird Ihnen keine Aufgabe und kein Termin mehr durch die Finger rutschen.
- Aufschreiben entlastet Ihren Kopf. Wenn Sie etwas aufschreiben, weiß Ihr Gehirn: So jetzt kann ich diese Sache loslassen und mich auf etwas anderes konzentrieren, denn ich habe es ja aufgeschrieben und werde mich später darum kümmern.
- Das Prinzip Schriftlichkeit ist auch gut geeignet, Gedankenspiralen und endloses Grübeln zu unterbrechen. Schreiben Sie einfach auf, was Sie bedrückt und was Ihnen Sorgen bereitet. Dadurch verlieren diese Gedanken oft ihre Macht über Sie.
- Aufschreiben macht meine Aufgaben und Ideen verbindlicher. Das geschriebene Wort hat gefühlsmäßig für uns eine andere Bedeutung, als ein flüchtiger Gedanke.
- Schriftliches Planen lässt uns unsere Aufgaben konzentrierter und fokussierter durchdenken, als wenn wir das im Kopf machen würden. Denken mit dem Stift lässt weniger Raum für innere Ablenkungen und Tagträumereien.
- Aufgeschriebene Pläne kann ich besser an Dritte weitergeben , d.h. Delegieren wird einfacher.
- Durch Aufschreiben und Planen meiner Aufgaben, durchdenke ich meine Aufgaben besser und verhindere so Doppelarbeit und unnötige Fehler.
Aber so nützlich die Schriftlichkeit auch ist, man sollte sich einen Rest an gedächtnisbasierten Abläufen im Alltag bewahren. Das Erinnern ist eine notwendige Gedächtnisübung und verhindert, dass wir von externen To do-Listen, Terminkalendern u. Ä. abhängig werden. Die Flexibilität und die Möglichkeit zu spontanen Änderungen von routiniertem Abarbeiten solcher Kataloge ist dann eher gegeben.
Extratipp: Störzeiten-Kurve
Im Seiwert E-Newsletter Nummer 18 vom Mai 2013 wird Berufstätigen empfohlen, eine Störzeiten-Kurve zu entwickeln:
"Tragen Sie an einem typischen Arbeitstag in einem Diagramm auf der horizontalen Achse die Uhrzeit und auf der vertikalen Achse die Störhäufigkeit ein. So zeichnet sich im Laufe des Tages Ihre persönliche Störzeiten-Kurve ab. An ihr können Sie ablesen, wann Sie am häufigsten und wann Sie am wenigsten bei der Arbeit gestört werden. Planen Sie dementsprechend Ihre wichtigsten Aufgaben für die störarmen Zeiten (z. B. früh am Morgen) ein, und kalkulieren Sie während der störanfälligen Zeiten (wie am späten Vormittag) von vornherein Unterbrechungen mit ein. Erledigen Sie dann am besten weniger wichtige To-Dos, die nicht so viel Konzentration erfordern".
Meine zusätzliche Empfehlung ist nun, diese Störzeitenkurve nicht nur an einem Tag zu führen, sondern mindestens eine ganze Woche lang, denn so kann man Zufälle eher ausschließen. Und diese Empfehlung zu einer Störzeiten-Kurve ist auch Studierenden ans Herz zu legen, denn auch in einem Studentenalltag gibt es Zeiten, in denen Freunde gehäuft anrufen oder an der Tür im Studentenheim klopfen.
Inhaltsverzeichnis dieses Lerntipps
Warum Zeitmanagement? Was spricht dafür? Was dagegen? |
Zeitmanagement? Wie betreibt man es? |
Die Methoden Präzisierung Aufgabenklassen Schriftlichkeit |
Tagesrhythmus und wie man ihn berücksichtigt - Tipps aus der Praxis! |
Überblick über die Lerntipps
Student sein :: Zeitmanagement :: Arbeitsplatzgestaltung :: Konzentration :: Stressbewältigung :: Wiss. Schreiben :: Schreibblockaden :: Lernmotivation :: Arbeit in Gruppen :: Mitschrift :: Podcasting :: Die 5-Schritte Methode :: Prüfungsvorbereitung
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