Inhaltsverzeichnis dieses Lerntipps
Gruppenarbeit vs Einzelarbeit
Vorteile - Nachteile
Voraussetzungen
Kommunizieren
Wie packt man Gruppenarbeit an?
Ein paar Tipps
Anfangssituationen - Soziale Kompetenz

Phasen des Gruppenprozesses
Schreiben in der Gruppe
Checklisten für die Gruppenarbeit

Virtuelle Gruppen
Aufgabenstellungen für virtuelle Gruppen
Typologie der
Gruppenmitglieder

Gruppenarbeit vs Einzelarbeit

Dass Gruppenarbeit oder Einzelarbeit nicht nur während der Studienzeit und somit innerhalb eines Lernprozesses von größter Wichtigkeit sind, zeigt sich auch im späteren Berufsleben. Die Erarbeitung und vor allem die Vorbereitung der Gruppentreffen werden in Einzelarbeit durchgeführt. Im Berufsalltag ist nicht mehr die Vorbereitung auf ein gemeinsames Treffen zum Lernen nötig, sondern eher die Planung von Konferenzen, Meetings und ähnlichen Treffen, in welchen sich Mitarbeiter austauschen.

Ob Einzel- oder Gruppenarbeit an der Uni empfohlen wird unterliegt pädagogischen Moden. In Zeiten, in denen die Kommunikationslosigkeit des Hochschulalltags hervorgehoben wird, empfiehlt man Gruppenarbeit, zu Zeiten, in denen Leistung und intellektuelle Konkurrenz hoch im Kurs stehen, wird die Unerläßlichkeit und Effektivität der einsamen Schreibtischarbeit hervorgehoben. Nüchtern als Arbeitsformen betrachtet, leisten sie einfach Unterschiedliches (Hitchhiker o.J.):

Einzelarbeit ist unumgänglich, wenn individuelles Begreifen von Texten, das Herstellen von Exzerpten, oder das Lernen von Formeln und Vokabeln ansteht. Auch das "Austüfteln" neuer Lösungsansätze und das Verfassen von Texten, gelingen am besten am eigenen Schreibtisch - nur hervorragend kooperierende kleine Teams von 2 bis 3 Personen sind meist kreativer. Einzelarbeit bedeutet ja nicht, daß man ganze Tage einsam am Schreibtisch verbringen muß, sondern es geht jeweils nur um die einzelne Tätigkeit. Pausen können mit anderen verbracht werden. Häufig ist auch der lose soziale Zusammenhang einer "Bibliotheksecke" produktiv: Zwar arbeitet jeder für sich, aber man kennt sich, kann sich mit praktischen Dingen aushelfen, und manchmal auch fachliche Fragen stellen bzw. beantworten. Konkret gewendet: Ob Einzelarbeit notwendig ist, entscheidet sich nach der Art der Aufgabe. Wichtig ist sie dann, wenn du dich in Ruhe auf einen Text, eine Aufgabe, ein Themengebiet konzentrieren und dabei ganz dem eigenen Denkrhythmus und Arbeitstempo folgen willst. Der soziale Kontext, in dem solche Einzelarbeit erfolgt, muß zusätzlich entschieden und hergestellt werden: Kannst man sich besser konzentrieren, wenn man ganz alleine ist, dann sollte man allein an seinem Schreibtisch zuhause arbeiten. Hilft dagegen die sozial wahrnehmbare Arbeitsdisziplin der anderen, dann sollte man Anschluß an eine entsprechende Lerngruppe herzustellen, am besten mit KollegInnen aus dem eigenen Studiengang, mit denen man auch andere Arbeiten gemeinsam erledigen kann, z. B. das Prüfen von bereits Gelernten oder das Diskutieren einer eigenen Idee.

Immer dann, wenn es um Vielfalt und Erweiterung geht, empfiehlt sich die Arbeit in der Gruppe. Auch bei Themen, die nur bearbeitbar sind, wenn viel Material (z.B. umfangreiche Literaturlisten) berücksichtigt wird, ist eine Arbeitsgruppe meist effektiver: Man kann das Material arbeitsteilig zusammentragen und dann gemeinsam auswerten und verarbeiten, das spart Zeit und ist anregend.

Gruppenarbeit bietet gegenüber dem Selbststudium jede Menge Vorteile. Die Gruppendynamik steigert in den meisten Fällen die persönliche Lernmotivation und hilft über Motivationstiefs hinweg. Man erkennt rechtzeitig Lücken und Schwachstellen und beschäftigt sich durch Diskussion unterschiedlicher Problemlösungsansätze meist eingehender mit der Materie als im Rahmen des Selbststudiums. Zusätzlich werden durch Diskussion und Interaktion sowohl das Verständnis als auch das Erinnern des Lernstoffs gefördert. Allerdings: Es gibt auch den Ringelmann-Effekt! Ein paar Tipps zum Zuhören und Verstehen.

Wichtige Merkmale von Gruppen

Gruppengröße und –mitglieder: Achten Sie darauf, dass Ihre Lerngruppe maximal 4 bis 5 Personen umfasst. Kleine Gruppen erleichtern nicht nur die Organisation der Zusammentreffen (Terminfindung usw.), sondern ermöglichen auch den regen Austausch aller Gruppenmitglieder untereinander. Weiters sollten Sie bei der Gruppenbildung berücksichtigen, dass alle Mitglieder dasselbe Ziel verfolgen und auf einem vergleichbaren Wissensstand stehen. Nur so kann jede/r einzelne von der gemeinsamen Arbeit profitieren. Stellen Sie weiters sicher, dass von allen Beteiligten die Bereitschaft gegeben ist, Informationen auszutauschen, einander zu unterstützen und sich konstruktiv in die Gruppe einzubringen.

Gruppentreffen: Versuchen Sie, die Gruppentreffen möglichst regelmäßig am selben Ort und zur selben Zeit stattfinden zu lassen und achten Sie auf diesbezügliche Disziplin aller Gruppenmitglieder. Bestimmen Sie am Ende jedes Treffens die Themen der kommenden Runde und bereiten Sie diese im Selbststudium zuhause vor. In der Gruppe können Sie dann offene Fragen lösen, sich gegenseitig Prüfungsfragen stellen und verschiedene Lösungsmöglichkeiten erarbeiten. Im Selbststudium sollten Sie die Ergebnisse nachbearbeiten und überprüfen, ob noch Fragen offen geblieben sind.

Praktische Ratschläge für Gruppen

Rosenstiel (1993, S.317f) hat auf Grund der Erkenntnisse über Gruppenleistung praktische Ratschläge für effiziente Gruppenarbeit erstellt:

Wie packt man Gruppenarbeit an?

Wie packt man es nun aber in der Gruppe an, um Probleme zu vermeiden? Verschiedene Techniken bieten sich an:

Kerres (2001, S. 267) nennt vor allem für heute häufig eingesetzte virtuelle Arbeitsgruppen einige Bedingungen, damit Zusammenarbeit funktioniert. Diese Hinweise gelten jedoch nicht nur für diese, sondern sollten auch bei studentischen Arbeitsgruppen berücksichtigt werden, bei denen erfahrungsgemäß ein gewisser Anteil virtuell abgewickelt wird: "Das Stadium der Kollaboration, der gemeinsamen Bearbeitung von Lernaufgaben im Netz, kommt jedoch m. E. nur unter bestimmten Bedingungen zustande: z.B.

Motivation in Gruppen

Torka, Mazei & Hüffmeier (2021) Haben in einer Metastudie Daten von mehr als 300.000 ProbandInnen untersucht, ob sich Menschen in Teamarbeit mehr motiviert fühlen als wenn sie alleine arbeiten. Bekanntlich besteht die Hypothese, dass Menschen in Teamarbeit weniger motiviert an ihre Aufgaben herangehen, als wenn sie allein tätig sind. Teamarbeit st nicht per se demotivierend oder motivierend, sondern die konkrete Gestaltung von Teamarbeit ist dafür entscheidend, ob Motivationsgewinne, also mehr Anstrengung, oder Motivationsverluste, also weniger Anstrengung, auftreten. Teamarbeit ist etwa motivierend, wenn Mitglieder einen unverzichtbaren Beitrag leisten oder wenn sie sich mit einem moderat stärkeren Teammitglied vergleichen können. Um einen positiven Effekt zu erzielen, reicht es hingegen nicht aus, dass sich die individuellen Beiträge zur Teamarbeit bewerten lassen. Als Randbedingungen fand man sowohl Faktoren, die das Ergebnis je nach Ausprägung positiv oder negativ beeinflussen können, als auch Faktoren, die nur in eine Richtung wirken. Waren beispielsweise die individuellen Beiträge unverzichtbar, so zeigten sich Motivationsgewinne, doch waren sie verzichtbar, traten Motivationsverluste auf. Diese beiden Befunde sind also zwei Seiten derselben Medaille. Bei anderen Randbedingungen gab es hingegen keinen Umkehreffekt, denn soziale Unterstützung wirkt ausschließlich positiv, während individuelle Bewertbarkeit negative Folgen hat, sofern diese fehlt. Man fand auch Unterschiede zwischen objektiv und subjektiv gemessener Motivation, denn Menschen berichten meist gerne davon, wenn sie sich im Team tatsächlich mehr angestrengt haben, während es verschwiegen wird, wenn man sich im Team aber weniger angestrengt hat. Motivationsverluste bei der Teamarbeit scheinen außerdem in Laborstudien größer zu sein als in Feldstudien, was darauf hinweist, dass die Relevanz von Motivationsverlusten für die Praxis überschätzt wird.

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