Wie schreibt man richtig mit?
Zuhören und Zusehen, Mitdenken und Überdenken, Strukturieren des Gehörten und Gesehenen sowie Mitschreiben
sind die wichtigsten Aufgaben für StudentInnen in
universitären Lehrveranstaltungen, insbesondere in Vorlesungen. Die
Mitschrift zählt zu den wichtigsten Arbeitstechniken eines Studierenden
und ist auch eine Voraussetzung für die Bewältigung anderer
Schreibaufgaben. Auch wenn moderne Medien an die Stelle herkömmlicher
Hilfsmittel getreten sind, kann auch ein Notebook die Arbeit mit Stift
und Papier nicht ersetzen. Viele Studenten stellen erst nach vielen
Semestern oder erst vor Prüfungen fest, dass ihre Mitschriften kaum
brauchbar sind, denn diese sind kaum lesbar, weil sie versucht haben, so
viel und deshalb so schnell wie möglich mitzuschreiben, schlecht oder
nicht gegliedert, weil sie nur mitschreiben, aber nicht mitdenken und
lückenhaft. Wer es auch schafft, stenografisch alles mitzuschreiben,
kann einige Zeit später mit einer solchen "Mitschrift" wenig anfangen,
denn es würde viel zu lange dauern, alles noch einmal zu lesen. Auch
wenn es keine festgelegte Form für die Abfassung einer Mitschrift gibt,
sollte man doch von bestimmten erprobten Arbeitstechniken beim
Mitschreiben nicht ohne Weiteres abweichen. Während man beim Lesen eines
Skriptums oder Buches immer auf frühere Textteile
zurückblättern kann, hört man das gesprochene Wort in der
Vorlesung nur einmal, denn es gibt keine Wiederholung und in der Regel
keine Pause zum Niederschreiben. Hinzu kommt, dass Lehrende
schnell, langsam, leise oder zu laut sprechen können, sodass
der Informationsgehalt die ZuhörerInnen über- oder
unterfordert.
Besonders empfehlenswert für StudentInnen ist auch die Feynman-Technik des Lernens!
Grundregel des Mitschreibens
Mitschreiben heißt zuhören, d.h., wer nicht zuhören kann, kann auch nicht mitschreiben. Dieses Zuhören ist aber nicht passiv, sondern ein echtes Hinhören, also ein gedankliches verfolgen. Mitschreiben heißt immer auch auswählen, denn wer alles mitschreiben will, kann nicht mehr zuhören. Und außerdem soll eine Mitschrift etwas Gesagtes ja auch nicht dokumentieren. Beim Mitschreiben muss man Sinnvolles von weniger Sinnvollem, Wichtiges von weniger Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden. Mitschreiben heißt den Überblick bewahren, sodass man erst dann Gesagtes schriftlich fixieren kann, wenn ein Sinnabschnitt beendet ist.
Siehe dazu auch im Weblog zu den Lerntipps
Erhöhung der Geschwindigkeit
Eine Möglichkeit, die Schreibgeschwindigkeit zu erhöhen, besteht darin, mit Hilfe einer Kurzschrift Zahl und Länge der einzelnen Wörter zu verringern. Man kann eines der gängigen Kurzschriftsysteme wie z. B. Stenografie oder Eilschrift verwenden oder eigenen Kürzel verwenden. Da man bestenfalls ein Drittel jeder gesprochenen Information notieren kann, ist es sinnvoll, das entscheidende Drittel zu erkennen und den Rest nachträglich aus Ihren Notizen zu rekonstruieren.
Notieren Sie daher die wesentlichen Aussagen (Kernaussagen) des Vortrags, wobei das Problem darin besteht, aus der Fülle der gelieferten Informationen das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Notieren Sie daher bei einem Doppelblatt auf der einen Seite die Kernaussagen, auf der anderen Seite die Beispiele, Wiederholungen, Randbemerkungen u.Ä.
Bereiten Sie sich auf eine Vorlesung vor (Vorinformation), denn die neuen Informationen müssen in einen Bezugsrahmen eingeordnet werden. Am besten ist es, ein einführendes Lehrbuch zum Thema der Vorlesung zu lesen. Gehen Sie auf jeden Fall zur ersten Vorlesung, denn hier bekommen Sie den Vorlesungsplan, Literaturlisten usw.. Hören Sie aktiv mit, d.h., folgen Sie dem Vortragenden gedanklich, trennen Sie Wichtiges von Unwichtigem, ergänzen Sie Informationen durch eigenes Wissen.
Tipp: Man kann auch die Wunderseite verwenden!
Mut zum Fragen stellen auch in großen Vorlesungen!
Auch in großen Vorlesungen, wo mehr als hundert StudentInnen sitzen, kann man in den meisten Fällen Fragen stellen. Natürlich gehört ein gewisser Mut dazu, der aber in der Regel dadurch belohnt wird, dass man den Vortragenden nicht erst bei der Prüfung persönlich bekannt wird. Die meisten Lehrenden nehmen sich am Ende einer Vorlesung immer ein paar Minuten Zeit, was für zwei, drei Fragen und Antworten reicht. Denn wenn man etwas nicht verstanden hat, sollte man nicht glauben, dass man damit allein ist, denn man kann sicher sein, dass einige andere im Hörsaal das auch nicht verstanden haben. Auch sind viele Vortragende froh, wenn jemand nachfragt und sie dadurch merken, wo es ein Problem geben könnte. Auch nach der Vorlesung versammeln sich oft noch mal einige StudentInnen um die DozentInnen, um nachzuhaken oder auch um einfach zuzuhören, wenn andere Fragen stellen. Die meisten Vortragenden freuen sich, wenn sich StudentInnen bei ihnen melden, um ihre Fragen loszuwerden. Und wenn man nicht den Mut aufbringt, eine Frage zu stellen, sollte man sich mit seiner Frage auf jeden Fall an Kommilitonen wenden.
Schließe Dich der zweiten Gruppe von StudentInnen an!
Auf einer Website fand sich folgende interessante Typologie von StudentInnen (leicht sprachlich korrigiert):
- Die StudentInnen der ersten Gruppe sind immer zehn Minuten vor Vorlesungsbeginn da und setzen sich in die allererste Reihe. Vor allem in den ersten Semestern ist dies besonders deutlich zu beobachten. Diese StudentInnen sind oft übereifrig, was aber auch ganz schnell in Burnout endet. Viele von diesen StudentInnen haben schon enorme Vorkenntnisse. Auch wenn sich das erstmal positiv anhört, sind diese StudentInnen auch oft die, die dem Vortragenden ständig widersprechen.
- Die zweite Gruppe von StudentInnen setzt sich in die dritte, vierte und fünfte Reihe. Hier ist es ruhig, die StudentInnen sind nicht zu übereifrig, wollen aber aufpassen und lernen. Ihre Plätze sind weit genug weg vom Vortragenden, um leise Fragen an KollegInnen zu richten, ohne den Vortrag zu stören, aber nah genug um den Vortragenden klar und deutlich zu verstehen.
- Die dritte Gruppe von StudentInnen setzt sich schließlich möglichst weit hinten hin. Oft mit Laptop oder ständig mit dem Mobiltelefon in der Hand. Nicht immer, aber oft, haben diese StudentInnen gar keine Lust auf die Vorlesung. Der Grund warum sie anwesend sind, ist eher ihr schlechtes Gewissen.
Übrigens wird empfohlen, sich der zweiten Gruppe anzuschließen, doch sollte man darauf achten, sich nicht immer auf den gleichen Platz zu setzen. Auf anderen Plätzen wird man neue Kommilitonen kennen lernen, was für ein Studium äußerst wichtig ist. Auf keinen Fall sollte man sich in die hinteren Reihen setzen und von dieser Gruppe ablenken lassen.